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Oliver Reiser

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Adrenalin: Signal für Kampf oder Flucht

von Dr. Chiara Cabrele, Universität Regensburg

Wenn Adrenalin durch unsere Adern fließt, wird unser Körper in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Adrenalin wird aber auch als neues Wundermittel zum Abnehmen angepriesen.

 

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Adrenalin sorgt für Energie bei Kampf und Flucht

Unser Körper benötigt mehr Energie (Glucose) in Hunger- und Stress-Situationen. Zusammen mit Glucagon - einem Peptidhormon, das im Pankreas bei Unterzucker gebildet wird -, stimuliert Adrenalin den Abbau von Glycogen – dem Zuckervorrat in Muskeln und Leber – zu Glucose. Das Stresshormon bindet an seinen adrenergen Rezeptor und schickt damit das Signal für die Synthese von cAMP, einem so genannten "zweiten Boten“. Solange der cAMP-Spiegel hoch bleibt, werden bestimmte Enzyme aktiviert, die einerseits die Synthese von Glycogon hemmen und anderseits den Abbau von Glycogen katalysieren. So wird Glucose in das Blut freigesetzt.

Neben dem Abbau von unseren Zuckervorräten spielt Adrenalin auch eine Rolle in dem Abbau von unserem größten Fettvorrat (Triacylglycerole) im Fettgewebe. Adrenalin wirkt hierbei auf ein Enzym (Lipase), das die Fette in Fettsäuren umwandelt und diese ins Blut freisetzt. Die Fettsäuren werden dann von anderen Geweben aufgenommen, wo sie entweder weiter abgebaut werden, um Energie zu produzieren, oder benutzt werden, um Fett neu zu synthetisieren.

Adrenalin: ein Mittel zum Abnehmen?

Nach dem eben Gesagten liegt die Vermutung nahe, dass Adrenalin als Diätmittel eingesetzt werden könnte. Man kann tatsächlich ein Präparat finden, das dies verspricht und passend auch so heißt: Adrenalin von der Firma Gennapharm soll Fett verbrennen und damit zu einem Gewichtsverlust führen.

Nun enthält das Präparat Adrenalin aber gar kein Adrenalin, sondern den verwandten Stoff Norsynephrine oder Octopamine (Abbildung rechts, zur Vergrößerung anklicken). In der Tat konnte man nachweisen, dass dieser Stoff die Verbrennung zumindest bestimmter Fettsorten (BAT) beschleunigt.

Allerdings besitzen erwachsene Menschen diese Fettsorten nicht, so dass der Effekt des hier angepriesenen Präparats bezweifelt werden muss. Weiterhin führt – wie oben beschrieben – die Spaltung von Fett zu einer erhöhten Fettsäurekonzentration im Blutkreislauf.

Wenn diese Fettsäuren aber nicht zur Energiegewinnung benötigt werden, werden Sie wieder in Fett umgewandelt, und das eventuell an unerwünschten Stellen wie im Herzen oder in der Leber. Darüber hinaus ist ist Octopamin, genau wie auch Adrenalin, ein Stimulanz, das zu einer erhöhten Herzaktivität und damit zu einer Belastung führt, der man sich nicht freiwillig, und schon gar nicht über einen längeren Zeitraum, aussetzen sollte.

Über die Autorin:
Chiara Cabrele studierte Chemie an der Universität Padua und promovierte an der ETH Zürich über Neuropeptid Y. Nach einem zweijährigen Postdoktorandenaufenthalt am Max-Planck-Institut Martinsried leitet sie seit 2003 eine Nachwuchsgruppe Peptid/Proteinsynthese im Emmy-Neother Programm der DFG.

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