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Oliver Reiser

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Trinkwasser - blaues Gold

Oliver Reiser

Die verheerende Flut in Südostasien Ende 2004 zeigte, dass Trinkwasser eines unserer kostbarsten Güter darstellt.

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Chemische Verfahren

1. Chlor

BakterieChlor ist ein außerordentlich starkes Oxidationsmittel, das in der Lage ist, die für die Funktion von Mikroorganismen notwendigen Proteine zu zerstören. Da Chlor ein Gas ist, wird Natriumhypochlorit (kommerzielles Präparat Drinkwell™ Chlor) eingesetzt, das bei Kontakt mit Wasser Chlor freisetzt. Badreiniger wie Chlorix oder Domestos arbeiten ebenfalls nach diesem Prinzip: Dabei sollte man sich darüber im Klaren sein, dass Chlor auch Metalle angreift, so dass Badarmaturen mit speziellen Schutzschichten galvanisiert sein sollten, um so auch aggressiven Reinigern standzuhalten.

2 NaOCl + H2O –––> Cl2 + 2 NaOH

Da man für eine wirksame Desinfektion einen Überschuss an Hypochlorit einsetzen muss ist es wichtig, diesen auch wieder zu entfernen. Hierfür leitet man das Wasser entweder durch einen Aktivkohlefilter oder setzt Verbindungen wie Peroxide oder Natriumthiosulfat ein, die Chlor in harmloses Chlorid überführen können.


Na2O2 + 2 NaOCl ––––> 2 NaCl + O2 + 2 NaOH


4 NaOCl + Na2S2O3 + H2O –––> 2 Na2SO4 + 4 NaCl + H2SO4


Bei diesem Verfahren ist es besonders wichtig, auf eine genaue Dosierung sowohl bei der Chlorierung wie auch bei der Dechlorierung zu achten, um einerseits die gewünschte Wirkung zu erzielen, andererseits das Wasser aber nicht mit Chlorrückständen zu belasten, es im pH-Wert neutral zu halten und eine zu hohe Salzkonzentration durch die Dechlorierung zu vermeiden.


2. Ozon


Ozon ist ebenfalls ein starkes Zellgift, das wirkungsvoll Mikroorganismen zerstören kann. Da man es nach Desinfektion des Wassers mittels Durchleiten eines Luftstroms vertreiben kann, treten Probleme von Rückständen, wie zuvor für Chlor beschrieben, nicht auf. Auch die Herstellung von Ozon ist im Prinzip sehr einfach: man muss lediglich eine hohe Spannung zwischen zwei Elektroden anlegen, die bei Entladung über die Luft Ozon erzeugen.

3 O2 + elektrische Energie –––> 2 O3

Achten Sie einmal nach einem Gewitter auf den süßlichen Geruch, der in der Luft liegt, hier findet eine natürliche Ozonproduktion statt. Nachteilig an diesem Verfahren ist, dass man teure Ozongeneratoren und eine Stromversorgung benötigt.

3. Silber

Zur Konservierung kann man in niedrigen Konzentrationen Silbersalze zusetzten, wodurch das gereinigte Wasser bis zu sechs Monaten haltbar wird. Die Silberionen töten zwar die Mikroorganismen nicht ab, verhindern aber dafür ihre Vermehrung. Aufgrund der hohen Affinität zu Schwefel reagieren Silberionen mit der Schwefel-haltigen Aminosäuren Cystein und stören so die Faltung und damit die Funktion von Proteinen, die für den Stoffwechsel von Bakterien und Viren benötigt werden.


Physikalische Desinfektion durch UV-Licht

Kurzwelliges UV-Licht ist energiereich genug, um biologisches Gewebe zu zerstören. Sonnenbrände sind etwa ein Folge ungenügender Filterung der UV-Strahlung der Sonne. Auf diese Weise kann man daher ebenfalls eine effektive Reinigung klaren Wassers von Bakterien, nicht aber von Parasiten-Dauerformen, erreichen. Nachteilig ist wiederum, dass man teure UV-Generatoren und Energiequellen zur Verfügung haben muss.


Sodis-VerfahrenSodis-Methode

Die Sodis Methode (Solar Water Disinfection) kann man sich vor allem für kleine Wassermengen zu Nutze machen, etwa auch, wenn man als Rucksacktour unterwegs in den Tropen keine Filter und Desinfektionstabletten zur Verfügung hat. Man füllt Wasser durch ein Papiertaschentuch gefiltert in eine durchsichtige PET-Flasche und legt diese für etwa fünf bis sechs Stunden in die pralle Sonne, nach Möglichkeit auf eine dunkle Unterlage oder Metallplatte, um die Hitzewirkung zu verstärken. Zusammen mit der UV-Strahlung der Sonne kann man so den Keimgehalt im Wasser drastisch reduzieren.

Bildnachweis Sodis-Verfahren: SODIS Eawag [GFDL or CC-BY-3.0], from Wikimedia Commons

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