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Oliver Reiser

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Draculas Erben: Blutdoping im Sport

von Prof. Oliver Reiser

Darbepoietin, eine als bislang nicht nachzuweisend geltende Substanz macht im Leistungssport die Runde. Doch die moderne analytische Chemie hilft, Dopingsünder zu überführen. © Chemie-im-Alltag 2002

Mehr rote Blutkörperchen: Das neue Zaubermittel bei manchen Leistungssportlern war das indirekte Blutdoping durch EPO: 1999 und 2000 brachten der Giro d'Italia und die Tour de France das Ausmaß dieser Form von versuchter Leistungssteigerung ans Tageslicht. Erhöhte EPO-Werte als Nachweis von Doping sind jedoch heftig umstritten, da es sich um körpereigene Substanzen handelt. So ist eine mögliche Erklärung, etwa eine eiweißreiche Diät und intensives Training in Höhenlagen, für die erhöhten Blutwerte zur Stelle - etwa im Falle von Johann Mühlegg bei den olympischen Winterspielen 2002 in Salt Lake City.

Erythropoietin (EPO) – ein körpereigenes Peptidhormon

Im Blut sind die roten Blutkörperchen, die so genannten Erythrozyten, für den Sauerstofftransport von der Lunge zu den Muskeln zuständig. Da in der Höhe der Sauerstoffgehalt in der Luft geringer ist, benötigt man mehr Erythrozyten: In der Niere des menschlichen Körpers wird unter solchen Bedingungen das Peptidhormon Erythropoietin (EPO) produziert, das die vermehrte Bildung von roten Blutkörperchen anregt. Hierdurch erhöht sich der Hämokritwert, der den Anteil an festen, zellulären Bestandteilen im Blut angibt, wozu auch die Erythrozyten gehören. Zu hohe Hämokritwerte stellen eine hohe Gesundheitsgefährdung dar, da das Blut dickflüssiger wird und das Herz stärker arbeiten muss: Herzversagen kann die Folge sein.

Hämokritwerte – ein zuverlässiges Kriterium zur Überführung von Dopingsündern?

Ein Wert von 50 Prozent bei Männern und von 47 Prozent bei Frauen stellt die Grenze für einen Dopingfall dar. Doch wie zuverlässig ist dieses Kriterium als Nachweis für die unerlaubte Einnahme von EPO, wenn sich solche Hämokritwerte auch durch "natürliche Maßnahmen", etwa dem Leben in Höhenlagen, erreichen lassen? Sportler, die anhand kontinuierlicher Untersuchungen über einen längeren Zeitraum eine Veranlagung zu erhöhten Hämokritwerten plausibel machen können, erhalten deshalb Ausnahmegenehmigungen.

EPO-Werte - ein zuverlässiges Kriterium zur Überführung von Dopingsündern?

Auch die Menge an EPO im Blut war bislang kein sicheres Kriterium für dessen Einnahme. Zum einen sind die natürlichen EPO-Werte von Mensch zu Mensch verschieden, zum anderen wird EPO im Körper sehr schnell abgebaut, so dass eine unerlaubte Einnahme schon nach kurzer Zeit nicht mehr nachzuweisen ist.

 

> > > WEITER zum zweiten Teil: Gleich und doch nicht gleich: EPO und Darbepoietin alfa

Bildnachweis:
Blutprobe
: JHeuser (Wkimedia Commons GFDL)

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