Oliver Reiser

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Haarige Reaktionen – die Chemie auf unseren Köpfen [Teil 4]

von Verena Niebler

Wie man Blondinen macht

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Die seit vielen Jahren wohl beliebteste Veränderung der Haarfarbe bei Frauen ist jedoch das Blondieren, das nach einem anderen Prinzip funktioniert. Es ist die intensivste Möglichkeit, künstliche und natürliche Farbpigmente aus dem Haar zu entfernen. Dabei kommt es in einem Arbeitsgang zu einem reduktiven (bei künstlichen Pigmenten) und zu einem oxidativen chemischen Vorgang (bei natürlichen Pigmenten). Allerdings sollte man Blondierung nach Möglichkeit von fachlich kompetenten Personen durchführen lassen, um größere Schäden zu vermeiden. Die Blondierung zerstört nämlich nicht nur die Farbpigmente, sondern auch einen Teil der Kittmasse des Kortex. In Extremfällen kann es sogar zu Haarausfällen kommen. In jedem Blondiermittel ist eine gewisse Menge an Wasserstoffperoxid (H2O2) enthalten, das die Wirkung verstärkt. Unterschiede in der Schnelligkeit der Aufhellung liegen ausschließlich in der Konzentration des H2O2. Der Friseur verwendet normalerweise folgende Konzentrationen: 6% zur Aufhellung bis zu einem Ton, 9% zur Aufhellung von 2-3 Tönen und 12% zur Aufhellung von 3-4 Tönen.

Haare Färben mit Verstand

Ganz schön kompliziert, was auf und in unseren Haaren passiert, während wir meist unter einer Trockenhaube darauf warten, dass unser natürlicher Kopfschmuck in neuem Glanz erstrahlt. Trotz der vielen neuen Möglichkeiten darf man sich nicht verwirren lassen und sollte nicht einfach zum nächstbesten Produkt greifen. Werbeslogans machen die tollsten Versprechungen: ganz natürlich wirkende Farben, optimale Pflege durch Haarfärbung oder gar eine Umwandlung von ergrautem Haar in die ursprüngliche Haarfarbe. Wer sich über die kleinen Tricks und falschen Versprechungen der Industrie nicht im Klaren ist, sollte dann doch nur einen Friseur des Vertrauens an die Kopfhaut lassen - sonst wundert man sich am Ende, wenn einen aus dem Spiegel plötzlich ein fremdartiges Wesen mit grünen Haaren anblickt. Fehler können leicht passieren: Wenn man zum Beispiel nach dem Blondieren doch wieder Lust auf braune Haare bekommt, können die beim blondieren chemisch veränderten Pigmente mit der nun neuen Braunfärbung auch überraschende Ergebnisse, wie etwa einen Grünstich in der Haarfarbe, entstehen lassen. Wenn das Malheur dann doch passiert ist, sollte man spätestend dann den Weg zum Friseur nehmen und keinesfalls mit weiteren "Haushaltsmittelchen" eine Reparatur versuchen. Haare färben ist eben vielfach sehr viel mehr, als ein einfaches "Anstreichen" der Haare.

 

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