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Oliver Reiser

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Flüssigsprengstoffe – unsichtbare Waffen des Terrors?

von Prof. Oliver Reiser

Können Sprengstoffe in Handgepäckkontrollen aufgespürt werden?

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Die in den meisten Sprengstoffen enthaltenenen Nitroverbindungen können sowohl anhand ihrer optischen Eigenschaften, etwa durch Löschung der Lichtemission (=Photoluminiszens) fluores-zierender Verbindungen wie auch anhand typischer Fragmentierungen in einer massenspektro-metrischen Analyse in kleinsten Mengen nachgewiesen werden können. Hierauf beruhen die Wischtests, bei denen stichprobenartig vor allem Labtops mit einem Tuch abgewischt und die Rückstände auf Sprengstoffe untersucht werden.

Es gibt jedoch auch Sprengstoffe wie das auch bei den Terroranschlägen von London zum Einsatz gekommene Triacetontriperoxid (TATP), die keine Nitrogruppen enthalten und daher aus dem obigen Muster herausfallen. Spürhunde können auf das Erkennen von kleinsten Mengen an Sprengstoffen am Geruch trainiert werden, was auch dann noch funktioniert, wenn man versucht, den Geruch der Sprengstoffe durch viel intensiver riechende Stoffe zu überdecken. Doch stoßen auch Spürhunde bei unbekannten Substanzen an ihre Grenzen.

Das Zünden von Sprengstoffen

Für das Auslösen einer kontrollierten Explosion von Sprengstoffen braucht man eine elektrische Zündvorrichtung, die aufgrund ihres Aufbaus aus Metall mit den üblichen Durchleuchtungsverfahren prinzipiell aufgespürt werden kann. Wenn die Terroristen aber bereit sind, selbst bei dem Anschlag ums Leben zu kommen, ist eine kontrollierte Explosion nicht nötig: Eine Reihe von Sprengstoffen, etwa Nitroglycerin, sind schlagempfindlich, so dass man ihre Explosion etwa durch den Stoß auf einen Tropfen mit einem Hammer oder einem anderen harten Gegenstand auslösen kann. Diese initiale Explosion kann dann in der Nähe befindlichen weiteren Sprengstoff in eine Ketten­reaktion zur Detonation bringen.

Beschaffung und Herstellung von Sprengstoffen aus Alltagssubstanzen

Es besteht allgemein der Eindruck, dass Sprengstoffe mit einschlägigen Anleitungen aus dem Internet aus für jedermann zugänglichen Alltagschemikalien – Aceton aus Nagellackentferner, Wasserstoffperoxid zur Desinfektion, Kaliumnitrat aus Unkrautvernichtungsmitteln, Hypochlorit aus Toilettenreinigern – leicht im heimischen Keller selbst hergestellt werden können. Obwohl dies leider prinzipiell nicht ganz falsch ist, sind bei der praktischen Durchführung dem Amateur jedoch Grenzen gesetzt. Schwarzpulver, das man aus Feuerwerksböllern einfach isolieren kann, hätte nur in großen Mengen die für ein Verkehrsflugzeug benötigte Sprengkraft und ist wegen dessen intensiven Schwefelgeruchs auch nur schwer zu verstecken.

Verbindungen wie Nitroglycerin oder Triacetontriperoxid sind schwierig in der Handhabung und im Transport, so dass gerade bei der Herstellung etwas größerer Mengen, die man für einen wirkungsvollen Anschlag auf ein Verkehrsflugzeug benötigen würde, Gefahr laufen würde, schon vorzeitig eine ungewollte Explosion auszulösen. In einem gut ausgestatteten Labor und mit für diesen Zweck ausgebildeten Chemikern sähen die Möglichkeiten zur Herstellung von diesen und anderen Sprengstoffen natürlich schon anders aus. Ein Chemiestudium allein genügt hierfür jedenfalls nicht, da das Herstellen von Sprengstoffen – vor allem in der Praxis – nicht zum Standardrepertoire in der Ausbildung von Chemiestudenten gehört.

 
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