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Oliver Reiser

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Acomplia - no thank you! Keine Zulassung in USA?

von Prof. Oliver Reiser

Ein Beratungsausschuss der Zulassungsbehörde für neue Medikamente in USA hat sich gegen die Zulassung von Acomplia, einem Medikament zur Gewichtsreduktion bei starkem Übergewicht, ausgeprochen. © Chemie-im-Alltag 2007

Droht Acomplia das Aus in den USA? Ein beratendes Gremium der amerikanischen Behörde FDA, die über die Zulassung von neuen Medikamenten in USA entscheidet, hat sich einstimmig gegen eine Zulassung der neuen Schlankheitspille Acomplia ausgesprochen. Als Gründe für die Ablehnung wurden Befürchtungen angegeben, dass das Mittel Nebenwirkungen wie psychischen Störungen bis hin zu Depressionen und Selbstmordgedanken verursachen könnte. Die Entscheidung über die Zulassung von Acomplia fällt die FDA am 26. Juli, es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass der Empfehlung des Beratungsgremiums gefolgt wird.

Der Wirkmechanismus von Acomplia

Die Wirkungsweise von Acomplia wurde bereits in einem früheren Artikel dieses Portals ausführlich beschrieben. Kurz gesagt blockiert Acomplia die "Wohlfühlrezeptoren", so dass bei der Aufnahme von Nahrung der befriedigende Effekt, aber dadurch auch das Auslösen von Appetit nach weiterer Nahrung reduziert wird. Deshalb ist es sicherlich nicht überraschend, dass insbesondere bei stark übergewichtigen Menschen, die ohnehin oftmals aufgrund ihrer Fettleibigkeit an Depressionen leiden, dieser Effekt verstärkt wird. Essen macht nun einmal im wahrsten Sinne des Wortes glücklich, und stillt eben nicht nur den Hunger. Und im Kampf gegen die Fettleibigkeit gilt es, diesen Teufelskreislauf zu durchbrechen. Jeder kennt das bestimmt: Man besiegt den inneren Schweinehund und bestellt in der Pizzeria nur einen großen Salat. Während man auf den Salat wartet, fragt man sich ununterbrochen, warum man nicht auch wie die anderen eine Pizza bestellt hat: Der Wohlfühleffekt, den unser Gehirn durch den Genuss der Pizza assoziiert, hat nichts mit dem eigentlichen Hunger zu tun. Denn der Salat hat den Hunger gestillt, wie man kurze Zeit nach dem Verzehr feststellt.

Medikamente sind keine Lutschbonbons!

Acomplia wird mittlerweile in 18 Ländern, darunter in Deutschland und Großbritannien, von schätzungwsweise 110000 Patienten angewendet. Die bisherigen Rückmeldungen stellen Acomplia ein gutes Zeugnis aus, gerade auch wegen der guten Verträglichkeit und wenigen Nebenwirkungen.
Es kann hier aber nicht deutlich genug gesagt werden: Acomplia ist kein Lutschbonbon, den man mal zwischendurch gegen ein paar überflüssige Pfunde einwirft. Acomplia ist ein verschreibungspflichtiges Medikament, dass unter ärztlicher Anleitung eingenommen werden soll. Ein Medikament ohne Nebenwirkungen gibt es nicht, die für jeden einzelnen unterschiedlich ausfallen. Dennoch halte ich das Wirkprinzip von Acomplia, das die Nahrungsumstellung unterstützt und so langfristig zu Erfolgen führt, für richtig. Über Nacht werden die Pfunde jedoch nicht purzeln, was bei einer falschen Erwartungshaltung natürlich die Psyche ebenfalls negativ beeinflußen wird.

Die Sicherheit von Medikamenten

Kein Frage: Medikamente müssen so sicher wie möglich sein. Doch bei Medikamenten, die signifikant in die komplexe Maschinerie unseres Körpers eingreifen, kann Sicherheit den unsachgemäßen und unkontrollierten Gebrauch nicht mit einschließen. Gerade in Amerika scheint das aber immer mehr gefordert zu sein bei gleichzeitigem Ausschluß jeder Eventualität: Kaffee muss mit einem Warnhinweis versehen werden, dass er heiß ist, ein Etikett auf Messersets mahnt zur Vorsicht, niemals fallende Messer auffangen zu wollen, und bei Mikrowellenherden wird davor gewarnt, nicht den Hund darin zu trocknen.

 

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