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Oliver Reiser

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Freundliche Übernahme von Schering durch Bayer?

von Prof. Oliver Reiser

Das Karussell um Schering dreht sich weiter. Bayer übertrumpft das Angebot von Merck um 9 Euro pro Aktie (24.3.2006)

Gestern abend gab überraschenderweise der Bayer Konzern seine Übernahmeabsicht von Schering bekannt. Mit 86 EUR pro Aktie bietet Bayer damit den Aktionären fast 12% mehr als zuletzt Merck Darmstadt bezahlen wollte.

Schering Vorstand signalisiert Zustimmung

Zustimmung zu diesem Plan erhält Bayer bereits vom Schering Vorstand. Vorteile im Vergleich zu einer Übernahme von Merck sähe man vor allem in der gleichen strategischen Ausrichtung, vor allem eine Verstärkung in der Onkologie, Kardiologie und Biotechnologie würde erreicht werden. Zur Versüßung des Angebots trägt auch fraglos die Ankündigung bei, dass der neue Teilkonzern HealthCare unter dem Namen "Bayer-Schering-Pharma" den Schering-Stammsitz in Berlin haben soll.

Inwieweit sich echte Synergieeffekte - nach Schätzungen von Bayer 700 Mio EUR jährlich - erzielen lassen, die sich nicht in dem Abbau von Arbeitsplätzen widerspiegeln wird, bleibt abzuwarten. In letzter Zeit war es eigentlich eher ruhig um die Pharmasparte bei Bayer: fraglos wäre der Zukauf der Schering AG, die eine Reihe von attraktiven Produkten im Markt und in der Entwicklung haben, ein gelungener Schachzug. Die Zusammenlegung von Forschungsaktivitäten von Bayer und Schering in Kernindikationen wie Krebs, Thombose oder Gynäkologie bieten fraglos die Chance für nachhaltige Innovationen in der Zukunft, vorausgesetzt, Forschung und Entwicklung werden im bisherigen Umfang beibehalten oder noch verstärkt. Doch erste Zahlen - man sieht laut Bayer Chef Werner Wenning ein Synergiepotenzial von 6000 Menschen - die Spekulationen auf den Verlust von Arbeitsplätzen nähren, wurden bereits genannt.

Teure Übernahme

Zweifellos hat die Übernahme einen hohen Preis: Das Übernahmevolumen beträgte 16.3 Milliarden Euro, rund 4 Milliarden Euro über dem Aktienwert von vor zwei Wochen. Hinzukommen einmalige Umstrukturierungskosten von etwa einer Milliarde Euro. Finanziert werden soll das Vorhaben durch Barvermögen und Kredite, aber auch durch den Verkauf der Chemie-Töchter H.C. Stark und Wolff Walsrode von Bayer, die in die Gesamtausrichtung des Konzerns nicht mehr so gut hineinpassen würden.

 

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